Freitag, 21. Oktober 2016

Hool

http://www.aufbau-verlag.de/index.php/hool.html
Von Philipp Winkler
Erschienen im Aufbau Verlag (2016 als gebundene Ausgabe)

Heiko Kolbe ist Mensch, Sohn, Bruder, Freund, Mieter, Ex-Freund, Onkel, Neffe, Hooligan.
In Hool lernt man Heiko in all diesen Rollen kennen. Zu Beginn lernt man ihn erst einmal in seiner Paraderolle als Hooligan kennen. Man trifft auf Hooligans aus Köln, die bei dem Aufeinandertreffen eine ordentliche Abreibung bekommen. Man ist direkt mitten im Geschehen. Sebastian Winkler scheut sich nicht die Gewaltszenen detailliert zu beschreiben. Doch Heiko ist mehr als der brutale, skrupellose Schläger. Er ist auch der Sohn, der seinen Vater sucht, als er aus der Reha Klinik verschwindet. Er ist der Bruder, der seine Schwester unterstützt, er ist der Freund, der jeden Tag am Krankenbett seines besten Freundes sitzt. Er ist der Mieter, der sich liebevoll um die Tiere des Vermieters kümmert. All diese Seiten beschreibt Philipp Winkler in seinem Debüt.

Der Schreibstil ist angenehm ungewöhnlich. Rau, ehrlich, teils mit Dialekt und wirkt unglaublich authentisch. Die Unterteilung in verschiedene Abschnitte ist gekennzeichnet durch eine zum Cover passende Vignette, was ich persönlich auch optisch ansprechend finde.
Mir hat die Geschichte von Heiko deshalb so gut gefallen, weil es einfach absolut glaubwürdig erzählt ist. Man erfährt in einzelnen Rückblicken immer mehr vom Protagonisten und seinem Umfeld. Diese Rückblicke sind leider aber auch ein Grund, warum Hool von mir nicht die volle Punktzahl erhält. Denn ich wurde bei den Rückblicken immer kurz aus der Geschichte rausgerissen, musste mich orientieren, wo bin ich gerade, wie alt ist Heiko wohl gerade und worum geht es eigentlich jetzt? Schnell war man aber wieder drin und saugt jedes Detail aus seiner Vergangenheit auf, um zu erkennen, warum Heiko zu dem geworden ist, was er ist, wer er ist. Ein weiterer Punkt, der mich persönlich stört ist das offene Ende. Gerne hätte ich erfahren, wofür Heiko sich entscheidet, was er für sich und seine Zukunft geplant hat. In welche Richtung es für ihn geht. Die Schlussszene am Haus von Arnim war schon genial und es wird wohl auch gewollt sein, dass man sich selbst das Ende zusammenreimt, aber ich möchte wissen, wie es mit Heiko weitergeht.

Hool bekommt von mir verdiente 4 Pfoten und eine absolute Leseempfehlung an Euch da draußen. Lasst euch auf das außergewöhnliche Thema und die ganz besondere Sprache des Autors ein, vergesst, dass Ihr Euch vielleicht gar nicht für Fußball interessiert, denn dies ist hier absolut nicht von Bedeutung. Die Geschichte von Heiko und seinen Hools hat auch mich trotzdem oder gerade deswegen durch und durch überzeugt.


Ich möchte mich auch noch ausdrücklich beim Aufbau Verlag bedanken, die das Buch bei lovelybooks verlost haben und mir dir Möglichkeit gegeben haben Heiko Kolbe und seine Hools kennenzulernen.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Flawed

"Flawed – Wie perfekt willst du sein"
Von Cecilia Ahern
Erschienen bei Fischer FJB (2016 als Hardcover)
http://www.fischerverlage.de/buch/flawed-wie_perfekt_willst_du_sein/9783841422354
Celestine versucht auf ihrem Weg zur Schule einem alten, kranken Mann zu einem Sitzplatz zu verschaffen. Für uns klingt das ganz normal und es ist selbstverständlich hilfsbereit zu sein. Für Celestine wird dieser Akt der Hilfsbereitschaft jedoch schwerwiegende Folgen haben. Denn Celestine lebt in Highland, und der Mann dem sie helfen will, ist ein „Fehlerhafter“. Wer einem Fehlerhaften hilft, macht sich selbst jedoch strafbar.

Cecilia Ahern hat sich mit dem Zweiteiler Flawed auf unbekanntes Terrain begeben, und es meiner Meinung nach hervorragend gemeistert. Die Geschichte von Celestine hat mich von der ersten Zeile an gepackt. Am liebsten hätte ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen, was nur meine gering bemessene Zeit verhindert hat. Die Autorin schreibt einen leichten und flüssig zu lesenden ersten Band einer zweiteiligen Jugendbuchdystopie.


Das Cover ist für mich schon ein wenig ein Eyecatcher, die Farben gefallen mir persönlich sehr gut und das Mädchen und der Feuerring spielen auf den Inhalt an, was ich schön umgesetzt finde.


Celestine ist einem zu Beginn vielleicht nicht direkt sympathisch, aber man taucht ein in die abstruse Welt in der sie lebt. Die Geschehnisse, die beschrieben wurden spielten sich vor meinem inneren Auge wieder. Spätestens, als sie dem alten Mann im Bus zur Hilfe eilt, hat Celestine mich überzeugt. Die Nebenrollen in diesem ersten Band gefielen mir fast noch besser. Leider erfährt man nur immer einige kleine Häppchen, aber ich hoffe, im zweiten Band wird man Celestines Schwester Juniper, ihren Großvater und den noch recht geheimnisvollen Carrick näher kennenlernen.


Ich habe lange keine Dystopie gelesen und fand das Thema hervorragend. Diese Welt, die von den „Fehlerhaften“ befreit werden soll. Die Angst, die die Zweifler davon abhält etwas gegen das System zu unternehmen erscheint einem unvorstellbar, ist aber absolut nachvollziehbar. Celestines Handeln bringt die Gesellschaft dazu nachzudenken und zu hinterfragen, so wie Celestine es zu Beginn der Geschichte auch getan hat. Celestine wird zu einem wichtigen Aushängeschild für andere Personen und Gruppierungen. Celestine gerät in etwas hinein, was ihr überhaupt nicht behagt und auch nicht ihr Bestreben ist. Es wird gefährlich und man kann Freund und Feind nicht mehr unterscheiden.


Der zweite Band erscheint bereits im November 2016 und wird von mir schon sehnsüchtig erwartet. 

Montag, 17. Oktober 2016

Alles was du suchst

http://www.fischerverlage.de/buch/alles_was_du_suchst/9783596036288

von Marie Force
erschienen 2016 im Fischer Taschenbuch Verlag


Der Inhaber des "Green Mountain Country Store", Lincoln Abbott, möchte eine Internetpräsenz für seinen Laden in Auftrag geben. Überzeugt werden muss jedoch noch der Rest der Großfamilie Abbott, damit die New Yorkerin Cameron den Auftrag für ihre Firma an Land ziehen kann. Auf dem Weg nach Butler/ Vermont stößt Cameron mit dem Stadt-Elch Fred zusammen. Wie das Schicksal so will kommt ihr Will Abbott zur Hilfe und rettet sie aus der misslichen Lage. Will scheint jedoch auf den ersten Blick ein unfreundlicher Griesgram zu sein, der aber leider hinreißend aussieht. In den kommenden 16 Tagen muss sie für die Erstellung eines Konzeptes möglichst viel über den Laden und die Großfamilie in Erfahrung bringen. Sie lernt die zauberhaften Abbotts, das Landleben und Will besser kennen und lieben. Nach diesen sechzehn Tagen muss sie jedoch wieder zurück nach New York, zu ihren Freunden, ihrem Vater und ihrem Job - ihrem Leben.

"Wenn du jemand findest, der dir das Gefühl vermittelt, etwas besonderes zu sein, dann solltest du diesen Jemand wie einen Schatz hüten. Alle Hindernisse sind nichts weiter ... als Hindernisse."  

Dieser Satz gibt den Inhalt des Buches sehr gut wieder. Die Liebesgeschichte von Cameron und Will ist eingebettet in eine zauberhafte Familiengeschichte und die atemberaubende Landschaft Vermonts.

Der Country Store ist sehr liebevoll dargestellt worden und man möchte am liebsten selbst mal ein wenig im Laden stöbern gehen. Der Schreibstil war sehr angenehm, ich flog förmlich durch die Seiten. Der Perspektivwechsel machte das Buch für mich noch interessanter und hat einen gelungenen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Protagonisten ermöglicht. Für einen Liebesroman fand ich die erotischen Szenen sehr detailliert beschrieben, es blieb aber immer geschmackvoll und ansprechend. Eine allzu derbe Sprache ist da auch nicht so meins, aber dies war hier überhaupt nicht der Fall.

Die Protagonisten und auch die Nebencharaktere sind meiner Meinung nach gut ausgearbeitet und geben reichlich "Futter" für die Folgebände. Jedes Familienmitglied der Abbotts könnte ich mir in einem einzelnen Roman vorstellen. Vorwegnehmen kann ich schon, Hannah wird die nächste, im zweiten Teil der Serie wird sie die Protagonistin sein.
Aber zurück zu Cameron und Will. Beide merken von Beginn an, das Kribbeln und fühlen sich vom anderen angezogen. Beide wissen aber auch, dass eine Beziehung so gut wie keine Zukunft hat. Ich fand es schön zu lesen, wie beide mit der Situation umgehen, wie sie sich trotzdem aufeinander einlassen und die Finger nicht voneinander lassen können. Können sie die Hindernisse überwinden?

Die Kulisse war wie für mich gemacht. Der oft kritisierte Kitsch hat mich persönlich in diesem Roman überhaupt nicht gestört. Ich fand alles sehr stimmig und konnte mich mit diesem Werk und dem ländlichen Flair absolut identifizieren. Ich konnte mich nach Vermont träumen, sehe mich schon mit den Hunden in den Wäldern spazieren. Absolut meine Welt.

Die gelungene Gestaltung des Buches beginnt mit dem schönen Coverfoto. Ein Liebespaar bei dem man meinen könnte es wären unsere Protagonisten. Im Hintergrund ein kleines Städtchen umrahmt von baumbewachsenen Bergen im herbstlichen Design. Die Randverzierung im Bereich des Himmels gibt den ländlichen Charme des Buches wieder. Im Buch selbst gibt es noch einige Schmankerl. Die Kapitel starten jeweils mit einem zauberhaften und immer passenden Zitat des Abbott Großvaters Elmer Stillman. Herrlich. Ebenfalls bezaubernd sind die "Blätter"-Vignetten, die vereinzelte Abschnitte voneinander trennen. Sehr stimmig.

Das Buch empfehle ich allen, die gerne Liebesromane lesen, denen auch ein wenig Kitsch nichts ausmacht. Die idyllische Landschaft und die Naturverbundenheit haben mich jetzt schon zu einem Fan der "Green Mountain"- Serie gemacht. 
Daher vergebe ich auch 5 von 5 möglichen Pfoten.

 

Die "Lost in Love – Die Green-Mountain-Serie"
Band 1: Alles, was du suchst
Band 2: Kein Tag ohne dich
Band 3: Mein Herz gehört dir
Band 4: Schenk mir deine Träume
Band 5: Sehnsucht nach dir